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Hans-Jürgen Hafner, Gunter Reski (Hg.)

The Happy Fainting of Painting. Ein Reader zur zeitgenössischen Malerei

Walther König, 2014
978-3863356705
 
 
 
 
Ausstellungsansicht One Night End - Gunter Reski & Nina Rhode, after the butcher, Berlin, 2015
links: Wandbild Gunter Reski, Einkaufswagen nur mit Dingen, die sich reimen, 2015, Wandbild, ca. 270 x 300 cm
rechts: Nina Rhode, Loop (Prototyp im Rohbau), 2015, Xylophone, Taschenlampen, Motor, Holz, Filz, Feder, 140 x 140 x 25 cm
Gunter Reski, Einkaufswagen nur mit Dingen, die sich reimen, 2015, Detail Wandbild, ca. 270 x 300 cm
Ausstellungsansicht "One Night End", after the butcher, Berlin, 2015
Nina Rhode, sonder sonde florida, 2015, Motor, Mundharmonika, Party-Leuchtstäbchen,Holz,Lack, 70 x 70 x 30 cm
Ausstellungsansicht One Night End, after the butcher, Berlin, 2015 (Arbeiten Nina Rhode)
Nina Rhode, Der Abgrund, 2015, Spiegelkachel,Acryl, Beton, Holz, 60 x 90 x 15 cm
Ausstellungsansicht One Night End, after the butcher, Berlin, 2015 (Arbeiten Gunter Reski)
Collaboration: Gunter Reski, Ohne Titel, 2015, Sprühlack/Papier, 270 x 150 cm & Nina Rhode / Honey-Suckle Company,
Neue Dokumente, 2003, Teil aus:  Hurdy Gurdy Raum, Stahl, 100 x 10 x 10 cm
Gunter Reski, Kleine tote Vögel immer in letzter Flugrichtung begraben, 2015, Kreide/Küchenpapier (Frottage), 70 x 50 cm
Ausstellungsansicht "One Night End", after the butcher, Berlin, 2015 (Schaufensterbild Gunter Reski)

Pressetext

Ich wurde dazu eingeladen, den Versuchsaufbau des Abends für Sie zu beschreiben. Um diesem einen Namen zu geben, habe ich an Gaston Bachelards Konzept der Phänomenotechnik gedacht. In Differenz zur Phänomenographie, welche vorhandene Phänomene untersucht, arbeitete Bachelard die Phänomenotechnik als eine Phänomen-Fabrik heraus, insofern als dass diese jene Phänomene hervorbringt, welche sie zu untersuchen gedenkt.

Das wird im Fall von One Night End zum einen ganz einfach technisch gelöst sein, indem das Licht über die gesamte Dauer des Abends an- und ausgehen wird. Somit werden Ihnen die ausgestellten Werke lediglich zublinzeln, wie Traumbilder am Ende einer Nacht. Man muss hier jedoch weder regressiv in Erinnerungsschlaufen verfallen noch progressiv über ein Erwachen nachdenken, sondern darf vielmehr am ambivalenten Ort eines permanenten Umschlagens des visuellen Raumes seine gegenwärtigen Erfahrungen machen. Walter Benjamin markierte das bewusste Aufsuchen einer solchen Schwelle von hin- und wider flutenden Bildern einmal als subversives Potential des Surrealismus und als letzte Momentaufnahme einer europäischen Intelligenz.

Zum anderen lässt sich ein Interesse für die Verunsicherung und auch Erweiterung der Bewusstseinsschwelle unter Einsatz einer Phänomenotechnik sowohl im Werk von Gunter Reski wie von Nina Rhode zurückverfolgen, so dass ihr Aufeinandertreffen zu einem One Night End wie eine geglückte Verabredung erscheint.

Reskis (Wand-)Malereien, Buchstabenlampen, Zeichnungen und Collagen sind dafür bekannt, sich von Lücken des Gesagten, Umkehrungen des Gezeigten und einer ontologischen Verschwommenheit von Bild-und Sprachkörpern zu entwerfen - auch wenn diese stets scharf gezeichnet sind. Für One Night End hat Reski Arbeiten ausgewählt, die als tapezierte Frottage, fotogrammartige Sprühdrucke und Wortspiel-Wandmalerei formal eine Verbindung zur oben erwähnten Historie aufnehmen, wenngleich Reski diese dem Surrealismus zugeschriebenen Techniken ganz pragmatisch, als brauchbare Vehikel dafür zu nutzen scheint, um Strassen der Gegenwart zu befahren.

Mehr als ein Jahrzehnt dauern bereits Nina Rhodes Experimente mit den optischen Wirkungen von kinetischen Drehrädern an. Sie kommen Duchamps Rotoreliefs erstaunlich nahe, da sie deren Spieltrieb mit der Wahrnehmung des Betrachters ebenfalls für eine jeweilige Gegenwart kurzschliessen. Für One Night End wird ein Rad vorhanden sein, das die Bewegung an Sie abgeben wird – Sie werden mit Federn ins Schwarze treffen oder auch dessen Rand abstecken können. Ein weiteres Rad wird im Schwarz des Raumes erst deutlich zum Vorschein kommen, wenn seine schnellrotierenden, farbig leuchtenden Neonröhren mit der ekstatischen Hypnose von kollektiven Zimmern der Nacht Kontakt aufnehmen. Eine Euphorie, die sich auch in Berlin nur solange fortsetzt bis wieder das Licht angeht.

Mir wurde weiterhin zugetragen, dass an einem bisher unbestimmten Ort im Raum zu lesen sein wird: “Ich höre Dich immer nur einatmen”. Darauf weiss ich (noch) keine Antwort. Sicher werde ich hier nicht das Ende von etwas vorweg nehmen, das noch nicht einmal angefangen hat.

Lina Launhardt

Nina Rhode, twist and shaut nr.2, 2011- 2015, Bitumen (fließender Zustand), zur Zeit ca. 30 x 20 x 10 cm 

Gunter Reski, One Night End, 2015, Öl/Sprühlack/Papier, 100 x 70 cm